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Umweltbildung und Artenschutz für die Region - 10 Jahre NABU-Naturschutzstation Schloss Heynitz

Ein Büro hinter 140 cm dicken Mauern. Der Blick auf das historische Schlossensemble und das FFH- Gebiet Triebischtäler genau vor der Haustür. Keine Frage, dass Heynitz besonders ist. Eingebettet zwischen Feldern und Wäldern liegt die Naturschutzstation am Rande der Lommatzscher Pflege zwischen Meißen und Nossen. Gleich vier Teiche, der historische Schlosspark und der Heynitzer Wald sind von der Station in wenigen Minuten zu erlaufen. Kammmolch, Kleine Hufeisennase Fischotter und Eremit lassen sich hier finden. Das Potenzial dieses Ortes wurde schon von den Schlossbetreibern Elisabeth und Eike von Watzdorf vor vielen Jahren erkannt. 2014 startete unter ihrer Leitung eine Gruppe ehrenamtlicher Umweltbildnern und Umweltbildnerinnen mit Bildungsangeboten für Grundschulen und Hortgruppen. Themen wie “Lebewesen in Gewässern und Boden“, „vom Schaf zur Wolle“ und „Entdeckertour auf dem Bauernhof“ sind Beispiele für die verschiedenen Facetten des Bildungsprogramms. Etwa 350 Kinder besuchen jährlich die Umweltveranstaltungen.

 

Mit Erik Kubitz kam im Frühjahr 2018 der erste hauptamtliche Angestellte in die NABU Naturschutzstation. Ab 2019 folgte Andreas Hurtig in die Einrichtung. Neben der Umweltbildung gehören die Umsetzung von artenschutzrechtlichen Aufgaben, Monitoring verschiedener Arten wie Feuersalamander und Naturschutzberatung für Landwirte zu deren Repertoire. Nicht zu vergessen die aktive Biotop-Pflege und Schutzgebietsbetreuung rund im das kleine 200 Seelen- Dorf. Dafür wurden ein Stationswagen, Balkenmäher und viele Handgeräte angeschafft, um anfallende Maßnahmen möglichst schonend durchzuführen. Die Naturschutzstation ist eine Einrichtung der NABU Regionalgruppe Meißen, geleitet von Tanja Schumann als Vorstandsvorsitzende. Von Beginn an gab es gegenseitige Unterstützung und Ideenaustausch aller Beteiligten. Auch die Kooperation mit der Unteren Naturschutzbehörde Meißen und den Verwaltungen der umliegenden Gemeinden gelingt und wird stetig ausgebaut. Weitere Partner der NABU Station sind die Biohof Mahlitzsch, Schlossverwaltung Heynitz, Streuobstkelterei Gohla und weitere Interessengruppen.

 

Seit April 2024 ist die NABU Naturschutzstation Ansprechpartner für eine bundesweites Förderprojekt, finanziert durch die Postcode Lotterie. „Gemeinsam für Streuobstparadiese“ möchte neue Wege der Vermarktung und innovative Ideen zur Erhaltung von Streuobstwiesen unterstützen. Durch die geförderte Personalstelle konnte seit Mai diesen Jahres Carsten Simank als dritter hauptamtlicher Mitarbeiter gewonnen werden. Der gelernte Erzieher leitete bereits den Arbeitskreis „Ortsgruppe Heynitz“ und übernimmt zukünftig die Umweltbildung und die Ehrenamtskoordination. Der wohl wichtigste Baustein für langfristigen Naturschutz ist die Vernetzungs- und Öffentlichkeitsarbeit im Landkreis Meißen. Neben der Umweltbildung finden im Schlossensemble regelmäßige Veranstaltungen wie Sensenkurse und er Tag des Streuobstes statt. Die NABU Regionalgruppe lädt monatlich zu Vorträgen, Führungen und Arbeitseinsätzen ein und unterstützt bei Öffentlichkeitsbeteiligungen in Naturschutzfragen. Hinzu kommen Kooperationsprojekte wie „iNUVERSUMM - Raum und Zeit für Insekten“. Durch das Projekt werden Interessierte beraten die ihre Flächen insektenfreundlicher gestalten wollen, Bildungsangebote für Kinder und Jugendgruppen ermöglicht und auch praktische Arbeiten durchgeführt.

 

Wir versuchen Naturschutz möglichst breit in die verschiedenen Bereiche der Gesellschaft zu tragen. Zukünftig soll das Umweltbildungsprogramm auch für Oberschulen und Berufsschulen erweitert werden. Für die Pflege einer Biotopfläche konnten wir jüngst eine Gruppe unbegleiteter minderjähriger Asylsuchende gewinnen. Neben praktischer Arbeit haben die Jugendlichen auch Einblicke in die Aufgaben der Landschaftspflege erhalten und Fachvokabeln erlernt, gute Laune inklusive. Durch langfristige Pflege von kommunalen Flächen im Sinne des Naturschutzes wollen wir Bauhöfe und Anwohner stärker einbinden. Die Kooperation mit bestehenden Bildungsträgern,wie dem Kloster Altzella, soll stetig ausgebaut werden. Nur gemeinsam mit allen Akteuren kann regionaler Naturschutz gelingen. Die zu erwartenden Herausforderungen wie Dürre und Artensterben müssen wir gemeinschaftlich annehmen. Dazu braucht es Informationsveranstaltungen, Umweltbildung für die Kleinsten und praktische gemeinschaftliche Arbeitseinsätze. Unsere NABU Naturschutzstation Schloss Heynitz möchte dazu auch in den nächsten zehn Jahren weiter einen wichtigen Beitrag leisten. Durch die Neugründung einer NAJU Gruppe in Heynitz wollen wir Kindern und Jugendlichen einen praktischen Einblick in Naturschutz ermöglichen. Für unsere wachsenden Aufgaben ist der Ausbau des Seitengebäudes mit grünem Klassenzimmer, barrierefreier Toilettenanlage und Schulungsräumen im Schlossensemble in Planung. Das neue Büro hätte nur 40 cm dicke Wände, aber Blick auf ein fast tausendjähriges Schloss.

 

Carsten Simank, NABU-Naturschutzstation Schloss Heynitz

 

Quelle: NABU-Report 2024, NABU-Landesverband Sachsen